FDP Sandhausen

FDP-Sandhausen bei Podiumsdiskussion „Flüchtlinge in Arbeit“

Unter diesem Motto stand die Einladung des Vorsitzenden des FDP-Kreisverbands Rhein-Neckar Alexander Kohl zu einer Podiumsdiskussion. Gast war der Textilhersteller und Trigema-Chef Wolfgang Grupp. Auch die FDP-Landtagsabgeordnete Gabriele Reich-Gutjahr und  der FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Jens Brandenburg nahmen an dieser Podiumsdiskussion teil, die von Alexander Kohl, dem Vorsitzenden des Kreisverbands Rhein-Neckar moderiert wurde. Der FDP-Ortsverband Sandhausen hat sich bereits mehrfach mit diesem Thema im Rahmen seiner Liberalen Runde befasst und war durch zahlreiche Mitglieder vertreten.

 
„Flüchtlinge in Arbeit“ sei ein Thema der Politik und nicht der Unternehmer, sagte Grupp. Andererseits habe er ein Unternehmen mit 1200 Mitarbeitern zu leiten und brauche dringend qualifiziertes Personal, das auf dem deutschen Arbeitsmarkt nur schwer bis gar nicht zu finden sei. Die meisten seiner Mitarbeiter hätten als Lehrlinge im Betrieb begonnen. Nun fehle es an Nachwuchskräften bei Färbern, Nähern und Strickern.

Im Unterschied zu den 1960er Jahren hätten wir die Menschen nicht hierhergeholt. Sie sind von selbst gekommen.

Der 76-jährige Unternehmer ist stolz darauf, 36 Flüchtlinge in seinem Unternehmen zu beschäftigen. In ihren Heimatländern Syrien, Afghanistan und Pakistan hätten sie schon lange Jahre als Näher gearbeitet. Das Unternehmen hätte bei der Wohnungssuche und Behördengängen unterstützt. Diese Menschen leisteten ausgezeichnete Arbeit, hätten ein festes Einkommen und zahlten Steuern und Sozialabgaben. Trotzdem seien sie permanent von der Abschiebung bedroht.

Grupp möchte der Politik ein Angebot unterbreiten, für diese leistungsbereiten und gut arbeitenden Menschen die Arbeitsplätze für ein bis zwei Jahre oder auch länger zu garantieren. Er würde die persönliche Haftung und Verantwortung für sie zu übernehmen.

Grupp machte deutlich: Flüchtlinge, die aus humanitären Gründen hier seien und arbeiten wollten brauchen eine Perspektive und wir bräuchten diese Arbeitskräfte zur Stärkung der Wirtschaftskraft. Die Politik müsse eine Lösung finden, diese beiden Interessen zusammen zu bringen.

Aus diesem Grund habe er zusammen mit circa 100 Unternehmern aus Baden-Württemberg eine Initiative gestartet, um Asylbewerbern, die bei diesen Unternehmen beschäftigt sind, eine Bleibeperspektive zu eröffnen. Heraus aus dem Asylverfahren und stattdessen ein Bleiberecht. Diese Forderung haben die Unternehmer an Innenminister Thomas Strobl herangetragen.

Gabriele Reich-Gutjahr wies auf die aktuellen gesetzlichen Möglichkeiten hin: Die Prüfung auf Asylanspruch, wenn dieser besteht, dann wird ein unbefristetes Aufenthaltsrecht gewährt. Kriegsflüchtlinge erhielten eine Duldung, so lange der Grund für die Duldung anhält. Diese Gruppen dürften arbeiten. Und die dritte Gruppe hätte keinen Anspruch. Die müsste einen Antrag auf Einwanderung stellen, müsste dazu aber wieder ausreisen.

Reich-Gutjahr ergänzte, Geduldete dürften hier eine Ausbildung nach der 3+2 Regelung machen. für Drei Jahre Ausbildung und weitere zwei Jahre danach arbeiten. Voraussetzung aber für alle sei eine zweifelsfreie Identitätsfeststellung.

Grupp erwiderte, viele Unternehmen und Handwerksbetriebe seien dazu bereit, sich zu engagieren, trügen angesichts der intransparenten Abschiebepraxis aber das Risiko, diese Mitarbeiter wieder zu verlieren.

Brandenburg wies darauf hin, dass die FDP schon lange ein Einwanderungsgesetz fordere, das es ermöglicht, Fachkräfte, die handwerkliche Arbeit verrichten können, ins Land zu holen. Das sei aber leider nicht Sicht.

Reich-Gutjahr verwies auf die Möglichkeit des „Spurwechsels“ für Geduldete.

Grupp erwiderte, dass das alles sehr kompliziert sei und viel zu lange dauere. Dass Menschen, die arbeiten und der Gesellschaft nicht zur Last fallen, das Land ganz plötzlich verlassen müssen, das verstünden die Menschen nicht mehr.

Gegen Ende der Veranstaltung nahmen auch ein junger Mann aus Gambia, der mit 18 Jahren vor zwei Jahren nach Deutschland kam, und seine „Adoptiv“-Mutter aus Oftersheim auf dem Podium Platz. Der junge Gambier sprach ausgezeichnete Deutsch und macht eine Lehre als Koch. Beide schilderten ihre Erfahrungen mit den Gesetzen in puncto Ausbildungsduldung und Identitätsfeststellung. Eine Lehre in einem Mangelberuf sei die einzige Chance des jungen Gambiers auf ein Bleiberecht. Sein Ausbildungsbetrieb und die „Adoptiv“-Familie täten alles, um ihm die Beendigung seiner Lehre und das Hierbleiben zu ermöglichen.

 
Alle waren sich einig: Die Lage sei komplex und es gäbe noch viele offene Baustellen. Flüchtlinge stellten einen Teil der Menschen, die Deutschland dringend als Arbeitskräfte brauche. Grupp forderte mit Nachdruck, in Berlin müssen man endlich in die Pötte kommen. Die Gesetze müssten an die aktuellen Veränderungen angepasst werden. „Wenn wir hier den Anschluss verpassen, ist unser Land gefährdet.“ (BK)

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